Ein Fledermaus-Baby in der Schule
Ein Fledermaus-Baby in der Schule
Mühsam krabbelt es herum und sucht nach seiner Mutter. Ganz leise zirpt es. Und es hat spitze weiße Zähnchen! – Eine Fledermaus? „Die sind doch nachtaktiv!“ – also muss es sich um ein verunglücktes Baby handeln. Weil sie keine Mutter sehen, nehmen sie das Baby vorsichtshalber mit, denn es wäre ein „gefundenes Fressen“ für die Katze am Hof.
In der Schule fragen sie, wie man denn dem Baby helfen könnte. Herr Mahn; der nette Hausmeister, weiß Rat für die Erstversorgung: „Das Baby muss trinken“. Weil Fledermäuse nachtaktiv sind, bringt er die beiden in den Nebenraum und verdunkelt die Fenster. Dann bringt er Taschentücher zum Kuscheln und schließlich noch ein zusammengedrehtes Stück Serviette. Das wird ins Wasser getaucht und ein kleiner Tropfen an der Spitze wird dem Mäuschen am Mundwinkel angeboten. Es schleckt dankbar daran und kaut auf dem Papier herum. Man sieht die kleinen spitzen Milchzähnchen.
Die Fundgeschichte macht die Runde bis ins Direktorat. Eine so kleine Fledermaus braucht dringend Soforthilfe, zuallererst Ersatz für die Milch der Mutter, denn Fledermäuse sind Säugetiere; sie ernähren ihre Jungen mit Muttermilch. Da braucht es jemand vom Fach, um das Baby durchzubringen.
Da Fledermäuse – wie viele andere Insektenfresser – sind mit Nahrungsmangel durch das Insektensterben konfrontiert. Ihre Zahl geht stetig zurück. Jedes Tier ist daher wertvoll. In Deutschland wurden Fledermäuse im Bundesnaturschutzgesetz in die Liste der streng geschützten Arten aufgenommen. Und daher gibt es ein Netzwerk von Hilfs-Stationen, um verunglückten Tieren zu helfen. Das Netzwerk wird von den Naturschutzverbänden mit vielen ehrenamtlichen Helfern getragen. Da gibt es Fledermaus-Stationen wo mit viel Herzblut und Engagement versucht wird, die „Unglücksmäuse“ wieder aufzupäppeln.
Unser Mäuschen brachten wir nach Taching am See. Es wurde herzlich der Betreuerin aufgenommen und kam zu sechs anderen Findelmäuschen ins Nest. Natürlich bekam es sofort mit einer Pipette zu trinken. Es wird wohl eine Weile brauchen, denn nach den vielen Stunden ohne Mutter und ohne Milch ist es dehydriert und hungert. Aber wir sind guter Hoffnung, dass sie alles übersteht und im Verlauf des Sommers in den Abendhimmel starten kann. Viel Glück, kleine Maus!
Vielen Dank an Herrn Karg, der sich um das kleine Säugetier gekümmert hat genauso wie an unsere JAS-Mitarbeiterin Frau Königbauer für die vielen Telefonate.
Wissenswertes
Wer eine Baby-Fledermaus findet, sollte sie nicht gleich mitnehmen und forttragen. Eventuell hat sich das unglückliche Kind ja nur „verirrt“ und wartet auf seine Mutter.
Es lohnt sich daher, in der näheren Umgebung (einige Meter) nach Fledermäusen Ausschau zu halten. Es reicht dann nämlich, das Mäuschen an eine katzensichere erhöhte Stelle zu setzen. Dann kann die Mutter kommen und es abholen.
Verletzte Tiere müssen zum Arzt. Aber Vorsicht beim Anfassen! Sie haben spitze Zähne! Daher lieber vorher Handschuhe anziehen.
Die Naturschutz-Verbände (zum Beispiel www.Bund-Naturschutz.de, der Landesbund für Vogelschutz www.lbv.de und www.Fledermaus-Bayern.de) halten auf ihren Internet-Seiten Informationen für den Umgang mit verunglückten Fledermäusen bereit. Gerne helfen die Ehrenamtlichen dabei, eine geeignete Hilfs-Station in der Nähe zu finden und die „unglückliche Maus“ dorthin zu bringen und zu versorgen.