MdL Klaus Steiner spricht über Migration
"Bildung ist der Schlüssel in der Entwicklung"
Ihre Aufmerksamkeit hat auch mit dem Referenten, dem Landtagsabgeordneten Klaus Steiner, zu tun. Steiner ist Entwicklungspolitischer Sprecher der CSU-Fraktion im Bayrischen Landtag. Sein Wissen hat er aus erster Hand und vor Ort gewonnen. Der Zweite Bürgermeister Barthl Irlinger sieht in seiner Begrüßung in Steiner einen „arbeitenden Politiker", einen Politiker, der zu den Bürgern geht und sich vor Ort informiert.
Zu Beginn beschrieb Klaus Steiner, dass er sich bereits als Jugendlicher, in Entwicklungshilfeprojekten der Kirche engagierte, Projekte, die ihn schließlich die ersten Male nach Afrika führten. Daraus habe sich im späteren Leben ergeben, verschiedene Projekte in Afrika, vor allem in Tansania, zu fördern.
Über seine Ausführung zum Thema Migration stellte Klaus Steiner die Aussage „Bildung ist der Schlüssel in der Entwicklung dieser Länder." Deshalb bauen wir Schulen auf und Bayern engagiert sich in verschiedenen Partnerländern.
Eindringlich verdeutlichte er den Schülern die Situationen vor Ort. Armut, Dürre, Überschwemmungen aber vor allem als Hauptgrund die Kriege in Afrika veranlassen 15 Millionen Flüchtlinge zur Flucht innerhalb des Kontinents. Es sei nicht nur die Situation im Mittelmeer. „In der Sahara spielen sich weit größere Katastrophen ab", so Steiner. Menschen verlieren zuhauf bei der Querung ihr Leben, oder werden von Schleusern zurückgelassen. „Zu uns kommen nur die Starken", sieht Steiner. Die meisten Flüchtlinge möchte nichts Anderes als in ihre Heimat zurück, ihre Dörfer wieder aufbauen, sobald die sicher ist, „An erster Stelle brauchen wir deshalb Sicherheit, und wenn die militärisch geschaffen werden muss", sieht der Landtagsabgeordnete.
„Da ist nicht nur die ethische Verantwortung, anderen Menschen zu helfen. Aus der Geschichte europäischer Kolonien in Afrika stehen wir in historischer Verantwortung." Es sei in unserem eigenen Interesse, in Afrika tätig zu werden. China breite seinen Einflussbereich in Afrika ständig aus, kaufe unüberschaubar große landwirtschaftliche Flächen und sichere sich die Wasserversorgung. „Wir dürfen China nicht das ganze Land überlassen", mahnt Steiner. „China treibt keinen fairen Handel.".
Unser Engagement verlangt, dass wir in diesen Ländern investieren. Die Entwicklungshilfe aus den vergangenen Jahrzehnten ist längst aufgebraucht. „Unsere Investitionen müssen sicherstellen, dass die Leute im eigenen Land bleiben. Wir müssen Ihnen helfen, ihnen Arbeit zu geben."
Steiner sieht durchaus die Schwierigkeiten: „Wir müssen vorsichtig mit den dortigen Kulturen und dem Verständnis der Menschen umgehen." Mädchen bekommen mit elf und zwölf Jahren ihre ersten Kinder, Familien mit 11,12 Kindern sind normal, beschreibt er. Das habe auch damit zu tun, dass zum einen die Sterberate sehr hoch ist, zum anderen der Kindersegen die Versorgung der Familie in der Zukunft sicherstellt. „Da unsere Vorstellungen aufzudrücken, kann nicht funktionieren", sieht Steiner. In der Bildung sieht Steiner den Schlüssel, dass sich die Menschen vor Ort selbst eigene Lösungen erarbeiten können. Damit das gelingt sind Investitionen erforderlich. „Investitionen, die sich lohnen", sagt Steiner, „denn Afrika ist reich. Euer Handy würde nicht funktionieren ohne die Bodenschätze aus Afrika."
Was Investitionen bewirken können, belegte der Politiker an Beispielen. Investitionen in neue Brunnen und eine Trinkwasserversorgung ändern die Familiensituation. Während Männer ihren Erwerbsgeschäften wie Viehzucht und anderem nachgehen, tragen Frauen und Kinder zurzeit die Last des Alltags. Über Stunden sind Kinder unterwegs, oft 15 km der einfache Weg, das Wasser für die Familie zu holen. Ein Brunnen im Dorf oder eine Wasserversorgung bringt die Bereitschaft der Eltern, die Kinder zur Schule gehen zu lassen. Mit einer ganzen Reihe von Fotos vor Ort rief Klaus Steiner auf, sich der Wirklichkeit bewusst zu werden. Was der Tourist sieht, was wir in Tourismusfilmen sehen, ist nicht die Wirklichkeit, bewiesen die Fotos. Viehzucht wie vor 100 Jahren, ein Gesundheitswesen oft in der Hand von Schamanen, mangelhafte Hygiene und vieles mehr bestimmen den Alltag in Afrika. „Das können wir nicht von jetzt auf gleich ändern, indem wir unsere Denkweise unsere Kultur vorschreiben", sagt Steiner. „Schnell entsteht bei Einheimischen der Eindruck, die Europäer wollten ihnen Vorschriften machen, ihnen eine Lebensweise aufzwingen. Das verlangt, behutsam vorzugehen", so Steiner. Es brauche jahrzehntelange, einfühlsame Arbeit, Änderungen herbeizuführen, sieht er. Es gäbe keine andere Lösung. „Wir dürfen damit nicht innehalten." Vor diesem Hintergrund sieht Steiner - im Gegensatz zu den Plänen seiner Partei - die derzeitigen europäischen Lösungen, nur die Fluchtursachen zu bekämpfen, als zu oberflächlich. „Entwicklung ist wichtig", sagt er.
Was der Krieg aus einem Land macht, zeigte der Schüler Ahmad Al Hamadeh Alezeddin, der in einem Film die Glanzzeiten seiner syrischen Heimatstadt Aleppo den aktuellen Bildern der Verwüstung mit zerbombten Stadtvierteln im Syrienkrieg gegenüberstellte.
Der Klassenlehrer der 9. Klasse, Josef Parzinger, fragte, wie die politische Zusammenarbeit in der Flüchtlingsarbeit funktioniere. „Grundsätzlich gut", sah Steiner, „allerdings haben wir oft verschiedene Ansätze." Beispiel wäre, dass eine Reihe Politiker das Thema Sicherheit ausspare.
Parzinger fragte weiter. Die Menschheit sei sich eigentlich einig, dass manche Freiheitsrechte nicht verhandelbar sind. Wie weit müsse man bereit sein, im Interesse der Weiterentwicklung eines Landes Abstriche an den Freiheitsrechten zuzulassen?
Steiner sieht das als eine sehr schwierige Frage. Wir haben ja auch zwei Kriege gebraucht, ehe sich unser heutiges Verständnis von Freiheitsrechten durchgesetzt hat. „Ich weiß es nicht", bekannte Klaus Steiner.